Hagen Wolf unterwegs mit dem Fahrrad im Norden

Wie bereits im letzten Jahr ist Hagen Wolf mit seinem Fahrrad unterwegs – diesmal hoch oben im Norden. Seine Eindrücke und Erlebnisse vom Weser- und Elberadweg gibts hier in Wolf’s Tourblog.



17.07., Tag 1 – Auf in den Norden

 

09.15 Uhr

Los gehts. Die Satteltaschen fünf mal umgepackt, die Kleidung dreimal gewechselt und dann mit dem Rad zum Bahnhof. Bei Nieselregen und starkem Gegenwind fängt das ja schon mal prima an. Der Zeitplan sieht vor, gegen 12.00 Uhr mit dem Zug in Bremen sein.

11.30 Uhr

Hinter Verden an der Aller durchbricht zum ersten mal die Sonne die trübe Wolkendecke. Na also, die Stimmung wird besser gegenüber der Toilette.

17.00 Uhr

Natürlich mal wieder verfahren. Die Beschilderung ist einfach mies. Und jetzt erfahre ich von entgegenkommenden Radler dass die Fähre von Nordenham nach Bremen nicht fährt, weil ein Schiff gegen den Anleger gefahren ist. Passiert einmal in hundert Jahren und genau an dem Tag an dem ich das einzige mal in meinem Leben diese Fähre benutzen will. Ich glaub die wahrscheinlichkeit Sechs richtige im Lotto zu haben ist größer.

00.45 Uhr

Nach ich weiß nicht wie viel Getränken und vielen witzigen Gesprächen, kann ich bei Anke und Michael pennen. Auf dem Sofa. Echt liebe Menschen in Bremen. Hoffe ich Ende morgen nicht als Wasserleiche in der Nordsee.


18.07., Tag 2 – Es geht weiter nach Cuxhaven

Während meine netten Gastgeber noch pennen bin ich schon losgeradelt. Erstes Ziel ist heute Cuxhaven. Danach so weit wie ich Lust habe. Werde es heute nach der Ochsentour gestern mal ruhiger angehen lassen. Der Wind, gestern noch mein größter Feind, gibt mir heute Unterstützung. Später gehts dann vom Weserradweg auf den Elberadweg bei Cuxhaven.

 

Fazit Weserradweg von Bremen bis Cuxhaven:
Empfehlenswert von Bremen bis Bremerhaven insbesondere bei Rückenwind. Bei Gegenwind verringert sich der Fahrspaß um die Hälfte. Der Hafen von Bremerhaven ist ein Molch. Laut, stressig, schlecht ausgeschildert und keine richtigen Radwege. Definitiv nicht zu empfehlen; auf gar keinen Fall mit kleinen Kindern! Zu gefährlich. Die Strecke von Bremerhaven bis Cuxhaven kann man fahren, muss aber nicht unbedingt sein. Zu lange am Deich entlang, zu langweilig. Die Radwege auf der gesamten Strecke sind in einem sehr guten Zustand. Alle asphaltiert, nur ein kurzes Stück geht es über Schotter.

 

Fazit nach Tag 2: 

Nach der Anstrengung gestern war heute Entspannung angesagt. Die 102 km heute hab ich locker mit Rückenwind geschafft. Rad und Kondition stimmen nur der Hintern schmerzt. Der Elberadweg von Cuxhaven nach Glückstadt ist aber eher langweilig. Nur was für Gruppen die sich selbst bespaßen können. Für Weser und Elbe gilt: Je breiter der Fluss, desto öder ist die Radfahrt.

 


 

19.07., Tag 3 – Irgendwo in Hamburg

Los geht es heute morgen um 8 Uhr in Glückstadt. Heute steht Hamburg auf dem Etappenplan. Wetter und Wind stimmen, könnte ein guter Tag werden.

 

Nichts gegen Horden von Schafen auf den Radwegen, außer wenn die kollektiv beschließen den Radweg als Toilette zu benutzen. Dann wird es ungemütlich. So sah der Radweg auf einer Länge von 12 km aus. Da fliegt einem buchstäblich die scheiße um die Ohren

12.00 Uhr

Bin jetzt in Hamburg. Weiß nur noch nicht wo. Wie gesagt, die Beschilderung in den Städten ist grausam.


 

20.07., Tag 4 – Hitze und erste Zweifel

07.00 Uhr
Hab ehrlich gesagt keinen Bock mehr. Warum mach ich das überhaupt? Gibt es nichts sinnvolleres? Mein Radfahrhemd ist inzwischen so voller Dreck und Schweiß dass ich es kaum anfassen mag oder überhaupt nicht anziehen kann. Muss auf ein anderes Hemd wechseln was eigentlich für die wenige Freizeit gedacht war. Und warum muss ich jeden Tag mehr als hundert Kilometer fahren? Nur um rechtzeitig in Magdeburg zu sein? Beschließe es langsamer anzugehen und Magdeburg als Endziel in Frage zu stellen. Jetzt noch frühstücken und dann Lauenburg zu verlassen

10.00 Uhr
Die ersten 25 km ging es entweder der Bundesstraße entlang mit heftigen Steigungen oder auf dem Deich entlang mit starkem Gegenwind. Die gute Nachricht: Keine Schafe mehr, stattdessen unzählige Mückenschwärme. Bin ständig dabei mir die Viecher aus Augen, Nase und Ohren zu puhlen. Wenn das so weiter geht schmeiße ich das Rad bald in die Elbe.

12.00 Uhr

Fahre jetzt schon 40 km am Deich entlang. Die Sonne brennt und Schatten durch Bäume gibt es nicht. Auch kein Café oder Gasthaus. Meine Getränke sind leer und ich bin doch ziemlich erledigt. Man ist ja auch nicht mehr der jüngste.

12.45 Uhr
Meine Gebete wurden erhöht. Ein Café direkt am Radweg. Die Rettung.

13.45 Uhr
Es ist einfach zu heiß um zu lange auf dem Rad zu sitzen. Das nächste größere Dorf ist Dömitz. Dort suche ich mir eine Unterkunft. Wären dann 75 km die ich heute gefahren bin. Das muss reichen bei der Hitze.

14.30 Uhr

Ende der Tour für heute. Unterkunft gefunden in der Radlerpension in Dömitz. Sehr nette Leute, wunderbare Zimmer. Ist wirklich gut und empfehlenswert hier.

Fazit Tag 4
Bin jetzt etwa 250 km den Elberadweg von Cuxhaven aus flussaufwärts geradelt aber es läuft nicht so richtig. Klar, bei Rückenwind zu radeln macht Spaß, aber irgendwie fehlt die echte Abwechslung. Fast immer nur am Deich entlang ist auf Dauer zu eintönig. Und bei Gegenwind wird aus dieser Eintönigkeit schnell ärger.

Nach dem Tag heute mit 75 gefahrenen Kilometern, Gegenwind und zu heißen Temperaturen kann ich das Endziel Magdeburg vergessen. Zumal es morgen ja auch Gewitter geben soll. Es wäre unklug auf dem Deich zu radeln wenn es blitzt, man ist ja da die höchste Erhebung. Und wenn es einschlägt nutzen mir auch meine Schuhe mit Gummisohlen nichts.